Andalusien

Naturpark-Atlantik-Trail

22.09. - 29.09.2006

 

Meine Freundin Rita und ich hatten uns vor einem Jahr in der Mitreiterbörse kennengelernt und unser erster Trail führten uns nach Katalonien. Wir entschieden uns für den Berg- und Küstentrail, seit dem sind wir trailsüchtig und so kam was kommen mußte, ein neuer Trail mit neuem Ziel. Da wir beide die Herausforderung suchen, entschieden wir uns für den neu ins Programm aufgenommenen „Naturpark-Atlantiktrail“ in Andalusien. Ausschlaggebend für uns war die Traillänge von ca. 250 km und eine Reitzeit von 5 - 7 Stunden täglich.

 Freitag, 22.09. (1. Tag = Anreisetag)

Abflug: 6.55 Uhr Frankfurt-Hahn - Ankunft: Jerez 10.30 Uhr

Nach einem nichtgeplanten über 40 minütigen Rundflug über Jerez, erhielt unser Flieger endlich die Landeerlaubnis. Als dann auch noch bei der Gepäckausgabe das Band immer voller und voller wurde, ohne das auch nur ein Fluggast ein Gepäckstück entnahm und auch wir unsere Sachen nicht entdecken konnten, kamen wir schon ins Grübeln, ob das wohl unser Tag sei. Ja, so ist das in Spanien, man kann schon mal die Transportbänder verwechseln, warum landen auch ausgerechnet zwei Maschinen gleichzeitig. Da unser Transfer erst für 19.00 Uhr vorgesehen war, hatten wir also ausreichend Zeit und warteten geduldig. Endlich hatten wir unsere Gepäckstücke gefunden und los gings zur Bushaltestelle Richtung Jerez-Busbahnhof (Estacion de Autobuses) ein Ticket für 90 Cent! Die 30 minütige Fahrt war unspektakulär und vom spanischen Flair war auch nicht viel zu sehen, außer Staub und Baustellen. Dafür ist Jerez, wie wir später feststellen konnten, sehr schön und absolut sehenswert.


Jerez, eine bunte und belebte Stadt mit Flair.

Von Pferd & Reiter hatten wir die Info erhalten, daß sich Schließfächer am Busbahnhof befinden (war jedenfalls in Girona auch so). Leider suchten wir hier vergeblich nach diesen. Schließlich fanden wir Schließfächer im Nebengebäude, dem Zug-Bahnhof, genauer gesagt, auf dem Bahnsteig. Hierfür benötigten wir „token“ (= Münzen), welche wir am Serviceschalter für 3 € erwerben konnten. Also alles ganz einfach. Später haben wir erfahren, daß sich im Busbahnhof eine Gepäckaufbewahrungsstelle befindet. Hier hätten wir für 1 € unsere Gepäckstücke aufgeben können. Aufgrund unserer geringen, besser gesagt, fehlenden Sprachkenntnisse, haben wir überhaupt nicht versucht jemanden danach anzusprechen.

 Das Zentrum von Jerez kann man gut zu Fuß erreichen oder mit einer Pferdekutsche erkunden und ist absolut sehenswert. Strahlendblauer Himmel, Palmen, mächtige Kathedralen und lebhafte Plätze sind einen Besuch wert. Die spanische Hofreitschule gewährte uns leider keinen Einlass, da die Tore um 14 Uhr geschlossen werden - Schade.

Jerez heißt übersetzt - Sherry und so ist es auch nicht verwunderlich, daß es sehr viele Bodegas gibt (z. B. Sandemann), die zur Verkostung bzw. Führung einladen, wir blieben standhaft. In der Touristikzentrale haben wir uns erst einmal mit den nötigen Infomaterial, Stadtplan etc. eingedeckt. Bestens ausgerüstet konnten wir so nun die Stadt erkunden.


Bei hochsommerlichen Temperaturen ist dieser wunderschöne Springbrunnen ein Blickpunkt.

 Um 19 Uhr sollten wir vom Flughafen abgeholt werden, also schnell wieder zum Busbahnhof laufen, Gepäck aus Schließfach, rein in den Bus und ab zum Flughafen. So dachten wir uns das. Leider bekam ich mein Schließfach nicht auf. Auch Rita mühte sich aus Leibeskräften, nichts ging. Auch das noch, heute ist doch nicht etwa Freitag der 13. (?) Ein netter spanischer Bahnbeamter verstand schnell, was ich ihm auf englisch zu verstehen gab „I need help“. Auch er hatte seine Probleme, schließlich wurde das Schloß ausgebaut und mir fiel ein Stein vom Herzen. Nun aber los zum großen Abenteuer „Andalusien“. Wartend und erwartungsvoll saßen wir nun am Flughafen, wo wir der Gruppe „Pinien und Meer“ von Pferd & Reiter begegneten. Nach einem kurzem Plausch und guten Wünschen trennten sich unsere Wege und bald darauf erschien Simone, um uns abzuholen. Da wir noch auf eine weitere Mitreiterin (Susanne aus Düsseldorf) warten mußten, auch ihre Maschine hatte Verspätung, ging es dann endlich um 20.30 Uhr los!!! Die Fahrt zum Hotel (Cortijo de las Grullas) in Benalup dauerte ca. 1 Stunden, die Zimmerschlüssel wurden verteilt, Sachen schnell rein und Abendessen angesagt. Hier lernten wir auch die anderen 2 Mitreiter kennen, ein Ehepaar aus dem Raum München, Angelika und Uwe. Unsere Gruppe war nun komplett und bestand aus 5 Personen.

Simone, unser Guide, lebt seit 8 Jahren in Andalusien und Jo = Josef, ihr Mann, ebenfalls unser Guide, seit 30 Jahren. Beide wollten uns abwechselnd den Naturpark-Atlantik-Trail näher bringen. Nachdem wir uns alle ein wenig bekannt gemacht hatten, wurden noch die „Pferdevorlieben“ erfragt, um schließlich müde um 0.35 Uhr in unsere Betten zu fallen.

 Samstag, 23.09. (2. Tag) = 6 Std.

Nach dem Frühstück wurden wir um 9.30 Uhr vom Hotel abgeholt. Thorsten, unser „Mädchen für alles“, stand schon mit dem Wagen bereit zum Treffpunkt „Finca la Morisca“. Wir wurden jeden Morgen vom Hotel (4 Tage) abgeholt und abends wieder zurückgefahren. Die letzten 3 Tage waren wir dann in einem anderen Hotel untergebracht.

Die Finca von Simone und Jo liegt in einer landschaftlich schönen und erhöhten Lage, so daß wir, ähnlich wie in Katalonien, auf dieser Schotterpiste zur Finca tüchtig durchgeschüttelt wurden. Der letzte steile Aufstieg bis zum Haus wurde mit viel Schwung, gehöriger Portion Anlauf und kurzem „alle festhalten“ genommen. Ich gebe zu, mir war ein wenig übel, vor allem nach dem reichlichen Frühstück, und so gewährte man mir bei allen zukünftigen Fahrten den Vorzug in der ersten Sitzreihe.

 Hier lernten wir jetzt auch Jo kennen, der den größten Teil des Trails unser Guide sein sollte.

Jetzt kam der spannende Moment, auf den alle gewartet hatten und die Pferde wurden den entsprechenden Reitern zugeordnet. Da wir uns alle mit ausreichend Reit- und Trailerfahrung geoutet hatten, gab es im Vorfeld keine besonderen Anforderungen an die Pferde. An diesem so genannten „Übergabetag“ waren alle Pferde bereits geputzt, gesattelt und getrenst. Dies war für uns alle recht ungewöhnlich, da wir es gewohnt waren, unsere Pferde, die wir reiten selbst zu putzen und zu satteln. Unsere Pferde hatten bequeme spanische Reitsättel und Hackamore. Hört sich schwierig an, ist aber tatsächlich super einfach und selbst für ungeübte einfach zu handhaben.

 Die Reiter-Pferd-Besetzung sah wie folgt aus


Unsere Mannschaft: v.l.n.r  Susanne, Rita, Birgit (ich), Angelika, Uwe, Jo und Simone

Angelika          = Kenia
Birgit (ich)       = Manolo (und Senisa)
Rita                  = Gintano (und Kenia)
Susanne          = Moreno (und Senisa und Gintano)
Uwe                  = Curiosa

 Bevor jedoch jeder auf sein Pferd stieg, wurde noch ein Gruppenfoto gemacht, aufsteigen und los ging’s. Der erste Tag führte uns hoch in die wunderschönen Berge Südandalusiens und da dies die schwierigste und gefährlichste Etappe des Trails war, wurden wir von Jo geführt. Am Ende des Tages konnten wir verstehen, warum Simone diesen Part des Trails lieber ihrem Mann überlassen hatte. Ich bin noch nie einen solchen steilen und gefährlichen, sowohl Auf- als auch Abstieg zu Pferd gegangen bzw. geklettert. Das war Abenteuer pur, einfach großartig. Wir (und unsere Pferde) sind zum Teil über sehr große Felsen geklettert oder gerutscht. In Deutschland undenkbar und selbst in Katalonien sind wir solche Strecken zu Fuß gegangen. Aber Jo wußte, was er seinen Pferden und auch uns zutrauen konnte und so kam tatsächlich niemand zu Schaden. Die Pferde hatten keinerlei Verletzungen erlitten und auch wenn uns das eine oder andere Mal das Herz in die Reiterhose rutschte, hatten wir die Bergtour sehr gut gemeistert und konnten uns zu recht - und den Pferden - auf die Schultern klopfen. In dieser menschenleeren Gegend haben wir jede Menge Gänsegeier beobachten können und auch Störche, die zu hunderten auf Bäume saßen und gen Richtung Afrika blickten. Da Herbst und Brunftzeit war, haben wir auch jede Menge Rotwildspuren bzw. eine Hirschkuh gesehen. Und natürlich gab es auch Strecken, wo wir ordentlich galoppieren konnten. Wobei wir von Simone und Jo zu Beginn unseres Trails darauf aufmerksam gemacht wurden, daß der Galopp nicht im leichten Sitz, sondern ausgesessen wird. Ich dachte bei mir oh weh, ob das gut geht. Aber ich kann Euch sagen, es klappt wunderbar, bei diesen Pferden kann man jeden Galoppsprung wunderbar aussitzen bzw. auswischen, man sitz wie im Schaukelpferd. Wir sind sehr viel und manchmal auch sehr lange galoppiert. Spanische Reitweise heißt, Zügel in eine Hand, während die andere Hand locker auf dem Oberschenkel liegt. Das funktioniert super, hätte ich nicht für möglich gehalten, daß ich so reiten und sogar galoppieren kann. Eigentlich reite ich bei Ausritten nie ohne Handschuhe, habe da schon schlechte Erfahrungen gemacht, aber bereits nach einem Tag lagen diese wieder in meinem Koffer, ich habe sie für den Rest des Trail nie wieder benutzt.

 Sonntag, 24.09. (3. Tag) = 4 Std.

Nach dem schwierigen Bergtag gestern, sollte heute Simone unser Guide sein. Der Trailtag begann wie gewohnt mit Putzen und Satteln und das durften wir zum Glück alle selbständig. Simone kam schließlich gegen 12 Uhr völlig aufgelöst am Treffpunkt an. Sie war gerade Zeugin eines Verkehrsunfalls geworden, bei welchem zum Glück niemand zu Schaden kam. Und so mußte erst einmal ein Flasche Sherry geleert werden. Wobei Rita und ich die absoluten Nicht-Sherry-Trinker während des Trails waren, wir hielten uns genüßlich an Wasser.


Picknick in den Bergen mit Serrano-Schicken und Rotwein - ein Genuß

Über Canadas (alte Viehtriebswege) und über große Kampfstierweiden und einer langen Galoppade ging es zur nächsten urigen Venta. Hier stärkten wir uns mit Sherry und Wasser. Angelika, durch ihre hervorragenden Spanischkenntnisse, fand immer wieder sofort Kontakt zu den Dorfbewohnern und so erfuhren wir immer alte und neue Geschichten vom Leben in Andalusien oder einfach nur Schmugglergeschichten. Doch mit einem kurzen Blick nach draußen traute ich meinen Augen nicht, lief da nicht ein Pferd herum? Schnell stellte ich fest, das ist doch mein Manolo. Aber alles kein Problem, schnell hatte ich ihn wieder eingefangen und angebunden und den Spott an meiner Seite.

Die nächste Aufregung bahnte sich an als es hieß, auf zum Galopp und dies an einer Stelle, wo sich Landschaft und Wege freieröffneten, also eine ideale Galoppstrecke. Plötzlich schoß Susannes Moreno los, gefolgt von Kenia und alle wollten hinterher stürmen. Simone versuchte durch ein kurzes „Stooopp“ die Truppe wieder unter Kontrolle zu bringen, aber für zwei Ausreiser war das Kommando wohl schon zu spät und so stürmten zwei Pferde mit ihren Reitern davon, während der Rest der Gruppe langsam aber sicher zum Stehen kam. Schließlich blieben die Ausreiser nach ca. 500 m stehen, als diese merkten, die Gefährten, ja wo sind sie bloß. Susanne war völlig aufgelöst und wollte Morena erst mal nicht weiterreiten, zu tief saß der Schreck und so kam es zum ersten Pferdetausch. Susanne übernahm „Senisa“ von Simona und diese übernahm Moreno und versuchte ihn ebenfalls wieder zum Normalpuls zu führen.

Der nächste Sherrystop war natürlich wieder in einer schönen Venta, wo wir auch gleich unser Mittag- (Nachmittagsmahl) einnahmen, an der wunderschönen Kirche „Santuario Nuestra Senora de los Santas“. Ich glaube jeder, der schon einmal in Andalusien war, kennt diese, denn sie ist eine Attraktion und gehört somit zu jedem Trail. Vor allem sollte man sich die Kirche innen genau anschauen. Hier hängen selbstgemalte Bilder einfacher Leute aus verschiedenen Jahrhunderten an den Wänden, die ihre Schicksalsschläge gemalt haben und einfach nur ihren Dank über überstandene Krankheiten oder Pferdeunfälle zum Ausdruck gebracht haben. Dies nur als Hindergrundwissen, bevor man die Kirche betritt und sich über die vielen selbstgemalten Bilder wundert. Simone hat uns das vorher gut erklärt, so daß wir nun genauer hingeschaut haben.


Manolo - mein Schatz


Kirche „Santuario Nuestra Senora de los Santas“

Montag, 25.09. (4. Tag) = 5 Std.

Bevor es losging, gab es einen weiteren Pferdetausch. Angelika wollte Kenia tauschen, nach dem gestrigen Renngalopp und wollte sie heute lieber etwas ruhiger reiten, also übernahm sie Ritas Gintano. Zu erwähnen wäre noch, daß es Angelika heute gesundheitlich nicht so gut ging, sie hatte wohl einen Hexenschuß oder so und wollte trotzdem unbedingt mitreiten. Ob das gut geht, vielleicht lag es aber auch nur daran, weil sie vor zwei Jahren zum letzten Mal auf einem Pferd saß und dann dieser anstrengende Trail? Ich muß schon sagen, dies ist kein gemütliches „mal durch Andalusien reiten“, dies ist ein Abenteuer-Naturpark-Trail und mit langer Reitzeit, wie im Katalog auch als solches angegeben. Für mich und Rita genau das Richtige und wir hätten noch mehr reiten können, wir konnten nicht genug bekommen. Ich hatte mich ca. 3 Wochen vor dem Trail durch Konditionstraining auf diesen Trail vorbereitet und dazu bin ich 5 x 15 Etagen (= 1250 Stufen) jeden Tag (!) gestiegen. Ich wollte einfach fit sein und für mich hatte es sich ausgezahlt, keinerlei Plessuren oder Muskelkater.


Pause mit Jerry und Einkehr in eine Venta

Unser Ritt ging wieder einmal hoch in die Berge über Stock und Stein, zunächst durch wunderschöne Korkeichwälder, an einem Stausee vorbei, mit eingelegter Pause an einem schattigen Plätzchen und schließlich zum höchsten Punkt des Naturparks. Wir hatten Glück und es bot sich uns ein traumhafter Blick bis Gibraltar. Es folgten lange Galoppstrecken, die allerdings nichts für Angelikas Rücken mit ihrem Hexenschuß waren. Für sie stand am Ende des Tages fest, kein weiteres mitreiten mehr möglich. Somit hatten wir ab jetzt ein Handpferd dabei und weitere Pferdewechsel waren somit nicht ausgeschlossen.

 


Schattenspendender Platz an einem See

Da heute unser letzter Tag in diesem Hotel war, hatten Rita, Susanne und ich uns zu einem letzten abendlichen Bummel durch Benalup entschlossen. Es war bereits Nachsaison und so schien es, als seien wir die einzigen Touristen in Benalup, jedenfalls begegneten uns nur Spanier. Da ich kein Freund von Massentourismus bin, fand ich es herrlich solch einen stressfreien Abendbummel durch Benalup machen zu können. Zurück zum Hotel hieß es jetzt „Kofferpacken“ für das nächste Hotel in Zahara.

 Dienstag, 26.09. (5. Tag) = 5 Std.

Bevor wir losreiten konnten, wollten Angelika und Uwe noch schnell in die Ambulanz fahren, ihr „Hexenschuß“ mußte behandelt werden und an ein Weiterreiten war erstmal nicht zu denken. Nun reiten wir also nur noch zu viert plus unserem Trailführer Jo. Susanne hat sich entschieden und wollte ab jetzt Gintano reiten, also bleibt als Handpferd Senisa übrig. Über die weiten Flächen der Kampfstierweiden kein Problem sie frei neben der Herde laufen zu lassen, bei Straßenüberquerungen mußte sie halt am Strick geführt werden. An diesem Tag sind wir sehr viel galoppiert, unser längster Galopp dauerte 8 min. Wir fanden es fantastisch und konnten nicht genug davon bekommen. Gute Entscheidung von Angelika nicht mitzureiten, daß wäre wohl nix für ihren Rücken gewesen und mehr als fair der Gruppe gegenüber auszusteigen, denn sonst wären solche Galoppaden nicht möglich gewesen.


Das sind doch meine Lieblingspicknickplätze

Der Tag heute war sehr heiß, so daß wir uns alle die Gesichter verbrannt hatten. Willkommen war hier unser wunderbares Picknick im Schatten der Pinien, umgeben von der andalusischen Bergwelt. Diesmal gehörte zu unserem Picknick auch eine Melone, bei dieser Hitze nicht nur bei uns, sondern auch bei unsere Pferde willkommene Abwechslung im Speiseplan. Wir haben im Übrigen immer an unsere Pferde gedacht und ein kleines Leckerli aus der Satteltasche war stets dabei und wenn es ein Apfel vom Frühstückstisch aus unserem Hotel war.


Immer dabei, die edle Reitgerte aus Uruguay (leihweise von Angelika)

 


Sherrypause

Wir kamen nun dem Atlantik immer näher, erste Anzeichen waren die vielen Windräder, besser gesagt der Winderräderpark. Dort vorne mußte er sein, der Atlantik. Doch bevor ich mich erfreuen konnte, mußten wir feststellen, daß mein Pferd - Manolo - plötzlich lahmte. Ich hatte nix bemerkt und auch beim Galopp keine Spur von Lahmheit. Aber wir hatten ja noch unser Handpferd Senisa dabei, schnell wurden die Pferde getauscht, der Sattel passend gemacht, denn zwischen Manolo und Senisa gab es schon einige Unterschiede, nicht nur die Farbe (Fuchs/Schimmel), sondern auch die Größe beider waren schon sehr differenziert, unterschiedlicher konnten sie nicht sein. Senisa war sehr groß und Manolo sehr klein, wie auch ich klein bin, nur wurde ich zum Riesen durch Senisa. Schnell merkte ich jedoch, daß wir gut miteinander zurecht kamen, wollte ich doch eigentlich Manolo treu bleiben bis zum Ende des Trails. Nach einigen Minuten merkten wir, daß Manolo ein perfekter Täuscher war, von Lahmheit keine Spur mehr, vielleicht hatte er sich auch nur kurz vertreten. Jedenfalls lief er wieder perfekt, ich blieb jedoch jetzt bei Senisa.


Senisa - wir waren ein gutes Team, vor allem beim Strandgalopp

Nachdem wir unser neues Hotel „Pozo del Duque“ in Zahara de los Atunes (mit Gartenpool und Meerwasser) bezogen hatten, ging es erst einmal an den Atlantik und rein ins Wasser. Das Wasser kochte nur so, ich meine nicht die Temperatur, sondern den Wellengang. Zum Schwimmen fang ich es ganz schön gefährlich, meterhohe Wellen, aber zum Reinlaufen und Spaß haben, total genial. Es war fantastisch, ein fast menschenleerer weiter Strand und wir mittendrin. Das war noch einmal ein Höhepunkt und krönender Tagesabschluß, nur noch übertroffen vom herrlich frischen Seehecht und endlich einmal Kartoffeln statt Fritten zum Abendessen.

 Mittwoch, 27.09. (5. Tag) = 3 Std.

Heute sollte nun unser Standritt stattfinden und nachdem was wir am Abend zuvor gesehen hatten, war der Strand fast menschenleer, also kein Problem dort einmal einen flotten Ritt zu unternehmen. Diesen Strandritt wollten wir am Nachmittag zur Ebbe unternehmen. Also sind wir zunächst über Canadas geritten, vorbei an schönen Zwergpalmenbüschen, kleinere Exemplare davon dürften sich in einigen Wohnstuben befinden, aber hier in freier Natur erhält hat man einen ganz andere Eindruck von diesen Pflanzen. Diese absolute Ruhe und Einsamkeit und die Einfachheit, in der wir tolle Picknicke erleben konnten, hat mich sehr beeindruckt und den Alltag in Deutschland für einen kleinen Moment vergessen lassen.

 


Kilometerlanger Strand, der lädt  zum Galopp ein, ist doch klar

Unser Mittagessen haben wir im Garten unseres Hotels eingenommen u. a. Tortilla - mh lecker. Aber auch die total leckere Knoblauchpaste war stets ein Highlight auf unserem Tisch. Nach einer kleinen Mittagspause und einem Sonnenbad in Reithose, machten wir uns auf dem Weg zu unseren Pferden und fieberten dem langersehnten Strandgalopp entgegen. Vor allem weil jeder sein Pferd gut unter Kontrolle hatte, mußte es doch ein leichtes sein, einen guten, flotten, aber nicht chaotischen Strandgalopp zustande zu bringen.

 Ebbe - perfekt und los geht’s, zunächst ruhigen Schrittes an den wenigen Badenixen und Strandbuden vorbei und schließlich stürmen die Pferde im ruhigen kontrollierbaren Galopp davon. Ich hätte nie gedacht, daß man so leichtfüßig und locker im Schatten der Wellen des Atlantiks, des Windes durch leuchtend gelben Sand davongaloppieren kann. Ich sitze weich und bequem wie in einem Sessel und Senisa galoppiert in großen kräftigen Sprüngen davon. Ich hatte völlig vergessen, daß der Trailführer die Spitze bilden und alle anderen sich anschließen sollten, Verstöße werden mit Jerryrunden geahndet. Mir und Senisa war die Spitze mit Handpferd Manolo zu langsam und so schwebten wir beide der Gruppe davon und wurden auch gleich wieder eingeholt. Ich hätte noch lange so weiterreiten können, leider war auch dieser Galopp wieder einmal zu schnell vorbei. Jo tauchte neben mir auf und gab das Signal zum Stopp, damit war auch schon wieder alles zu Ende - Schade. Aber an unserem letzten Reittag morgen, soll es noch einen kleinen Strandgalopp geben, darauf freuen wir uns jetzt schon. Zum Abschluß des Tages sind wir alle gemeinsam ins Nachtleben von Zahara eingetaucht und kamen erst um 2 Uhr zu Bett.

Donnerstag, 28.09. (6. Tag) = 3 Std.

Der letzte Reittag sollte für uns noch einmal ein richtig schöner werden, wenn auch ein wenig zu kurz. Nach einem Strandritt ging es in Richtung Steilkünste, durch den Parque Natural de Babate mit seinen Pinienwäldern. Nach dem Mittagessen in einer schönen Venta und ein abschließender Ritt zum Leuchtturm von Trafalgar, sollte unseren Schlußpunkt und Abschluß des Trails bilden. Ein Abschlußfoto am Atlantik, Pferde mit Futter versorgen, ein letzter Abschiedskuß.


Ritt durch den Naturpark, herrlicher Pinienwald entlang der Steilküste


Ritt zum Leuchtturm von Trafalgar

Das verladen der Pferde haben wir zum Glück nicht mit ansehen müssen. Die Fahrt zurück zum Hotel verlief sehr ruhig, jeder war in sich gekehrt und mußte das Erlebte noch verarbeiten. Alle saßen still im Auto, keiner sagte ein Wort. Am Hotel angekommen hieß es für mich noch einmal den Atlantikstrand genießen, die Wellen, das Meer spüren, noch einmal ins Wasser rein. Leider hieß es nun Kofferpacken, noch schnell ein paar Andenken kaufen, eine Karte besorgen, um den Trailverlauf festzuhalten. Jo war so nett und hat mir den Trailverlauf dann auch in meine Karte eingezeichnet, so kann ich auch jetzt noch die genauen Tagesetappen und Pausen Revue passieren lassen. Nach einem gelungenen Abschiedessen, war der Abschied nun tatsächlich zum Greifen Nahe. Austausch von Adressen und Emails beendeten den Abend, ob wir wohl alle mal wieder was von einander hören? Bis jetzt habe ich mit meiner treuen Mitreiterin Rita weiterhin Kontakt und auf unserem nächsten Pferd & Reiter-Treffen in Mainz haben wir wohl viel zu erzählen und natürlich auch zu zeigen. Unser nächstes Ziel steht auch schon fest: Arizona 2007. Aber nach Andalusien werden wir wieder kommen, versprochen.

 Ich hoffe, ich habe Euch mit meinem langen Bericht nicht gelangweilt, aber der Trail war einfach zu schön für eine kurze Abhandlung. Daher habe ich diesem Bericht noch einige schöne Bilder beigefügt, in der Hoffnung, daß das mit der Email-Übertragung und den Fotos an Pferd & Reiter funktioniert.

 Birgit

 
Andalusien wir kommen wieder!

Jo und Simone waren tolle Gastgeber und erfahrene Trailführer. Haben alles supergut organisiert. Der Tag in den Bergen für alle Teilnehmer unvergesslich.

Pferde absolut trittsicher, zuverlässig, brav und gepflegt. Unterkünfte (Mückenspray nicht vergessen!)und Essen waren auch sehr gut.

Trail nur für erfahrene Reiter geeignet, steile Abstiege, viele Gallopaden, Reiten satt.

Sehr empfehlenswert!!

 
Ein letztes Bild bevor wir Absatteln und die Heimreise antreten